Bis in die jüngere Vergangenheit war der Schneeberg bestimmend für die Gegend um
Ridnaun und Sterzing. Jahrhundertelang wurde hier nach Erz geschürft. Zunächst in mühsamer Handarbeit mit einfachen Werkzeugen und unter großer körperlicher Anstrengung, zuletzt mithilfe schwerer Maschinen und ausgeklügelter Technik.
Der Bergbau als wichtigster Wirtschaftszweig der Region erlebte um1500 einen Höhepunkt. Zu dieser Zeit sollen
fast 1000 Knappen in 70 Stollen auf der Suche nach silberhaltigem Bleiglanz gearbeitet haben. Ab dem 19. Jahrhundert wurde hauptsächlich Zinkblende gewonnen. Ab 1870 entwickelte sich das Knappendorf St. Martin auf 2.355 Metern Seehöhe zu einer größeren Siedlung. Die höchstgelegene Dauersiedlung Europas verfügte über Verwaltungs- und Betriebsgebäude sowie über Wohnhäuser, ein Gasthaus, eine Kirche und sogar ein Krankenhaus. Außerdem wurden eine Volksschule, eine Musikkapelle, ein Theaterverein und eine Schützenkompanie ins Leben gerufen. Dennoch lag die Ansiedlung in einer eher unwirtlichen Umgebung, immerhin dauert die kalte Jahreszeit in dieser Seehöhe etwa 9 Monate lang. Auch die Versorgung war schwierig und aufwendig, das Leben an einem derart isolierten Ort gestaltete sich zudem häufig konfliktreich. In den 1960er Jahren wurde die Hochgebirgssiedlung aufgegeben, die Mitarbeiter übersiedelten nach Maiern ins Ridnauntal. Bis zur Einstellung des Bergbaus und der Umwidmung der Betriebsanlagen in einen Schaubetrieb war St. Martin Verfall, Plünderung und Zerstörung preisgegeben. Dennoch sind heute immer noch einige Wohn- und Werksgebäude erhalten.
Das Knappendorf St. Martin ist nur zu Fuß erreichbar.
Vom Ridnauntal aus kann man vom
Landesmuseum Bergbau 1.300 Höhenmeter bis zur Schneebergscharte aufsteigen und von dort 350 Meter hinunter nach St. Martin absteigen (ca. 4 Std. Gehzeit). Von Juli bis Mitte Oktober kann man den Museums-Shuttlebus von Maiern bis zur Ruine des Poschhauses nehmen, um den Weg etwas zu verkürzen.
Ein anderer Ausgangspunkt ist die Schneebergbrücke im Passeiertal (ca. 690 Höhenmeter bzw. 2 Std. Gehzeit).
Viel Spaß bei der Spurensuche nach der ehemals höchstgelegenen Dauersiedlung Europas!